Ronald Pabst legt eine aktuelle Analyse von CiviCRM als Fundraising-System vor

Dokumentation und Material zu CiviCRM in deutscher Sprache ist immer noch Mangelware. Umso erfreulicher, dass mit der Abschlussarbeit von Ronald Pabst an der Fundraising-Akademie, "Datenbank-Fundraising in der Praxis", jetzt eine längere Ausarbeitung mit dem Schwerpunkt CiviCRM als Fundraising-System vorliegt.

Der Text ist ebenso lesenswert wie gut lesbar - offenbar wird an der Fundraising-Akademie ein lockerer Stil geschätzt. Ronald Pabst stellt die grundlegenden Anforderungen von FundraiserInnen an Software dar, wie sie sich aus ganz praktischen Erfordernissen, aber auch aus theoretischen Modellen wie der bekannten Fundraising-Pyramide oder den noch weniger bekannten "Customer Journeys" bzw. "Donor Journeys" ableiten lassen. Dann unterzieht er CiviCRM einer Prüfung, wie weit das System diesen Anforderungen bereits gerecht wird bzw. was ihm noch dazu fehlt.

Die Analyse zeigt, dass CiviCRM einige Anforderungen (z.B. im Bereich Massenmailings) sehr gut abdeckt und bei anderen Punkten gute Grundlagen bietet, dass aber auch noch einige Funktionen fehlen, die - zumindest in Deutschland - von vielen Fundraisern vorausgesetzt werden. So werden zum Beispiel verbesserte Auswertungsmöglichkeiten gefordert, die auch die Kosten von Fundraising-Aktivitäten berücksichtigen und diese ins Verhältnis zu Erträgen setzen.

Auch das Thema "Customer Journeys" - also die langfristige Gestaltung der Beziehung als "Reise" mit bewusst geplanten Interaktionen und verschiedenen möglichen Routen - wird als noch unvollständig abgedeckt identifiziert. Während die rückblickende Analyse von Interaktionen - bei vollständiger Datenlage - sehr gut möglich ist, wird die Planung und automatisierte Ausführung von Aktionen noch nicht im gewünschten Maße unterstützt. Hier ist allerdings auf die aktuellen Aktivitäten der Organisation MAF Norge zu verweisen, mit denen verbesserte Möglichkeiten geschaffen werden, um die modellierten Donor Journeys regelbasiert mit automatischen Aktionen aus CiviCRM heraus zu unterstützen.

Generell teile ich die Analyse, dass CiviCRM verbesserte Funktionen für Planung und Auswertung von Kampagnen und Aktionen braucht, um auch in Deutschland als erstklassiges System für strategisches Fundraising wahrgenommen zu werden. Wir planen daher, ein Projekt beim Google Summer of Code einzureichen, in dem eine entsprechende Extension entwickelt werden soll. Jeglicher Input zum Thema ist natürlich willkommen - auch wird das Thema beim CiviDay-Treffen am 28. Januar in Köln auf der Agenda stehen. All das macht mich sehr zuversichtlich, dass "everybody's favorite CRM" bald noch mächtiger und auch für anspruchsvolle FundraiserInnen überzeugender wird.

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Über den Autor

Martin Peth
Gründer und Gesellschafter bei SYSTOPIA