Perspektivwechsel: McKinsey und die Nonprofit-Organisationen

McKinsey und Nonprofits – das hat für viele nichts oder nur ganz wenig mit einander zu tun. Hier kommt eine Leseempfehlung für die Feiertage, die für mich das Gegenteil belegt: Effective Capacity Building in Nonprofit Organizations. Die Studie wurde von der besagten Beratungsfirma im Auftrag der OrganisationVenture Philanthropy Partners angefertigt hat. Mein Fazit: Ethischer Anspruch der Nonprofit-Welt und unternehmerisches Denken schließen sich keineswegs aus, sondern sollten viel stärker zueinander in Beziehung gesetzt werden.

Aus den USA kommt die Idee der Venture Philanthropy Entsprechend dem Wagniskapital in der Wirtschaft verlangen vermögende „Sozialinvestoren“, dass die Spendenempfänger ihr Geld optimal verwenden. Sie müssen belegen können, dass sie in der Lage sind, ein Problem (sozial, ökologisch, politisch etc.) wirklich zu lösen oder zumindest signifikant zu lindern. Dazu gehört der Nachweis einer klaren Strategie und effizienter Strukturen ebenso wie überzeugende Führung, qualifizierte Mitarbeitende und eine Organisationskultur, die auf Erfolg und Entwicklung ausgerichtet ist. Insgesamt muss die Organisation von einer Vision getragen sein, sich ambitionierte Ziele stecken und diese auch erreichen können.

Der Befund der Studie lautet, dass Organisationen mit diesen Erfolgsfaktoren die Voraussetzungen haben, tatsächlich einen sozialen Unterschied von größerem Ausmaß zu machen. Insbesondere ist das gelungene Capacity Building die Bedingung für ein Wachstum, das die Organisation und die in ihr arbeitenden Menschen bewältigen können. Und Wachstum wiederum ist erforderlich, um den Nutzen der Arbeit mehr Menschen zugute kommen zu lassen.

Durch eine Reihe von Praxisbeispielen wird anschaulich gemacht, wie Capacity Building in Nonprofit-Organisationen funktionieren kann. Das Papier bringt darüber hinaus ein eingängiges Modell und ein Raster zur Selbstbewertung von Organisationen mit.

Sicher lässt sich am Philanthropismus nach US-Vorbild auch Kritik üben. Das private Engagement der Wohlhabenden sollte nicht als Rechtfertigung dienen, dass sich der Staat aus immer mehr Bereichen z.B. der sozialen Fürsorge zurückzieht. Die starke soziale Ungleichheit in der US-Gesellschaft belegt hinreichend, dass das nicht funktioniert.

Für mich ist aber die Idee sehr überzeugend, dass auch soziale Organisationen mit ihren knappen Ressourcen (ob nun aus staatlicher Förderung oder privaten Zuwendungen) maximalen Erfolg anstreben sollten. Dafür sollten sie auch bereit sein, alte Gewohnheiten und Annahmen in Frage zu stellen und erhebliche Anstrengungen für ihre eigene Weiterentwicklung zu unternehmen. Die kritische Auseinandersetzung mit unternehmerischem Denken und Handeln und das Lernen von der Profit-Wirtschaft sind Herausforderungen, denen sich Nonprofit-Organisationen stellen sollten.

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Über den Autor

Martin Peth
Gründer und Gesellschafter bei SYSTOPIA