Die CiviCRM-Community als System gegenseitiger Unterstützung: Dos & Don’ts für Anwender*innen
Martin Peth

Beim letzten CiviCRM-Stammtisch am 6.2. haben wir ein Thema mitgebracht, das uns besonders am Herzen liegt: die CiviCRM-Community.
Eine Open Source Software mit lebendiger Community hat viele Vorteile, gleichzeitig ist das Navigieren durch das komplexe CiviCRM-Ökosystem nicht immer einfach – gerade auch für Nicht-Techies. Wie gelingt der Einstieg? Wo finde ich Hilfe? Und wie kann ich selbst aktiv werden? Hier ist euer Wegweiser, um die CiviCRM-Community als System gegenseitiger Unterstützung zu nutzen.
So geht's richtig:
1. In Community-Plattformen freundlich um Unterstützung bitten
Du hast eine Frage zu CiviCRM und kommst einfach nicht weiter? Dann solltest du die folgenden Community-Plattformen bookmarken:
- CiviCRM Stack Exchange für technische Fragen und Best Practices
- CiviCRM Mattermost-Chat für direkten Austausch
- CiviCRM Gitlab Issues für Fehlerberichte und Feature-Requests (bzw. Github bei manchen Extension-Entwicklern)
- Deutschsprachige Community-Plattform für Anwender*innen und Expert*innen aus dem DACH-Raum
2. Probleme klar und nachvollziehbar beschreiben
Hilf den Helfenden! Sowohl CiviCRM-Nutzer*innen mit dringenden Problemen als auch engagierte Helfer*innen, profitieren davon, wenn sie nicht jede Diskussion mit detailliertem Rückfragen-Ping-Pong starten müssen. Eine gut formulierte Anfrage spart Zeit und erhöht die Chancen beantwortet zu werden. Das gehört zu einer aussagekräftigen Fehlerbeschreibung:
- CiviCRM-Version und Umgebung (z.B. Drupal/Wordpress/Joomla) angeben
- Konkrete Fehlermeldungen zitieren
- Schritte zur Reproduktion des Problems aufführen
- Screenshots oder Logs beifügen wenn hilfreich
3. Sich an der Community beteiligen
Du nutzt CiviCRM? Herzlich Glückwunsch, dann bist du bereits Teil der Community! So kannst du anderen Nutzer*innen unterstützen und der Zivilgesellschaft etwas zurückgeben:
- Gefundene Lösungen dokumentieren
- Anderen Nutzer*innen mit ähnlichen Problemen helfen
- An Veranstaltungen teilnehmen (Stammtisch, CiviCamps, ...)
- Wenn möglich Code oder Übersetzungen beisteuern
4. Professionelle Dienstleister beauftragen
Wenn dein Team nachhaltige Unterstützung braucht, dann gibt es immer die Möglichkeit professionelle Dienstleister mit CiviCRM-Beratung und Software-Entwicklung zu betrauen.
Ein guter Anhaltspunkt für die Wahl eines fachkompetenten Dienstleisters sind die CiviCRM Badges:
- CiviCRM Partner zeichnen Organisationen aus, die CiviCRM-Expertise vorweisen und das CiviCRM finanziell unterstützen
- CiviCRM Contributer sind Organisationen, die signifikante und nachhaltige Beiträge zur Weiterentwicklung von CiviCRM leisten
- Das Sustaining-Label auf Badges verweist auf Organisationen, die CiviCRM ohne Unterbrechung seit mehr als 5 Jahren unterstützen und eine besondere Anerkennung verdienen.
So bitte nicht:
1. Community-Plattformen missbrauchen
Hinter jeder Community stehen Menschen, die einen respektvollen Umgang mit ihrer Zeit verdienen. Das solltest du vermeiden:
- Dieselbe Frage gleichzeitig auf mehreren Plattformen stellen
- Ungeduldige oder fordernde Nachrichten schreiben
- Privat-Nachrichten an Community-Mitglieder senden statt öffentlich zu fragen
- Fehler melden ohne Versuch der Eigenrecherche
- Kritik üben ohne konstruktive Vorschläge
2. Unrealistische Erwartungen an die Community und Dienstleister haben
Hinter CiviCRM steht keine einzelne Firma mit kommerziellen Interessen. Die vielen Arbeitsstunden, die engagierte Entwickler*innen in die Wartung und Weiterentwicklung stecken, haben dennoch einen Wert. Wer davon profitieren möchte, sollte Verständnis für die Arbeit hinter Open Source Projekten mitbringen. Dazu gehört:
- Keine Ansprüche auf kostenlosen individuellen Support stellen
- Keine "Enterprise-Level" Garantien bei freier Software erwarten
- Keine sofortigen Fehlerbehebungen erwarten, wenn man selbst nicht zur Entwicklung beiträgt oder für diese Arbeiten zu zahlen bereit ist
- Verstehen, dass Dienstleister von bezahlten Aufträgen leben müssen
- Nicht vergessen: Die Software lebt vom Geben und Nehmen der Community